Medusa Reloaded, 2021
Maurice Kohl, 2021
Medusa Reloaded
Hintergrund zur Fotoserie
Kinder und Jugendliche sind die besonders Leidtragenden in dieser Pandemie. Monatelang zu Hause im Homeschooling, so gut wie keine sozialen Kontakte, sondern nur mit den oft auch genervten Eltern zu Hause sitzend. Die Folgen sich besorgniserregend: innere Leere, soziale Isolation oder Depressionen können die Folge sein. Doch gerade die Pubertät ist eine Zeit des Ausprobieren, des Experimentierens und der Suche – und das natürlich draußen in der Welt und im Kontakt mit anderen im gleichen Alter. Es ist eine Zeit, in der sich unser Körper, Charakter und unsere Wahrnehmung der Welt verändert, formt und definiert. Man möchte die eigene Identität entwickeln und herausfinden, was man mag und wer man ist. Dazu gehört auch das eigene Geschlecht – sowohl das biologische als auch das gesellschaftliche – „gender“ genannt. Also die Eigenschaften und Aufgaben, die wir dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zuordnen.
Wir haben deshalb Ende März 2021 einen Fotoworkshop für Jugendliche zum Thema „Gender, Identität und Selbstinszenierung“ angeboten. In diesem Workshop – der natürlich coronakonform in kleinen Gruppen in einem Studio abgehalten wurde – ging es darum, gesellschaftliche Geschlechterrollen zu identifizieren und sie zu hinterfragen. Was ist typisch männlich oder typisch weiblich in unserer Gesellschaft? Welche Rollenklischees existieren immer noch und prägen unsere Denk- und Lebensweise? Wie gehen heute Jugendliche in Zeiten von „Instagram“, „Tiktok“ und anderen Sozialen Medien mit Porträts von sich und anderen um? In diesem Spannungsfeld ist die Fotografie ein Medium, mit dem man Geschlechterrollen, Klischees, Superheldentum etc. spielerisch ausloten kann.
Die Bilder zeigen die Ergebnisse dieses Workshops, Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die sich spielerisch mit ihrer Identität, ihrem Körper und ihrem biologischen und sozialen Geschlecht beschäftigen.
Die Darstellung als Bildpaare macht die Bewegung für den Betrachter greifbar. Es entsteht eine Pendelbewegung im Kopf – wir wechseln von einem Bild zum anderen und wieder zurück. Genau wie die jungen Leute, die hin und her schwanken zwischen Mädchen und Frau, Junge und Mann, Freiheit und Konvention, Traum und Wirklichkeit.
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Maurice Kohl wurde 1978 in Essen geboren und lebt heute in Köln.
© Sämtliche Nutzungsrechte an den abgebildeten Fotografien liegen bei Maurice Kohl