Kein Mensch da, 2020/2021

Rainer & Philipp Drexel

Kein Mensch da

Rainer und Philipp Drexel, 2020/2021

Hintergrund zur Fotoserie

Trotz der Melancholie der menschenleeren Orte waren sie manchmal spürbar: die Beifallsrufe der Zuschauer, die knirschenden Kufen auf der Eisfläche oder die Stimmen der Spieler auf dem Feld.

Das, was über Jahrzehnte in unserer Gesellschaft völlig selbstverständlich war, bleibt plötzlich ausgesetzt, für über ein Jahr. Was fehlt, ist nicht das Ausgehen am Abend, was fehlt, sind die Menschen, die man im Kino oder im Eisstadion trifft, mit Freunden gemeinsame Emotionen spüren, den Alltagsfrust los werden bei lauten Fangesängen, beim Mitsingen in Konzerten der Gruppe, die zum eigenen Leben schon immer dazu gehörte. Und das mit all denen, die Ähnliches fühlen, zu denen man gehört. Die Vorfreude auf den Theaterabend, die festliche Atmosphäre im Konzertsaal, der Gong der wieder in den Saal ruft.

Wenn all das nicht stattfinden kann, dann macht sich ein trauriges Grundrauschen breit. Nicht so genau zu definieren woher der Blues kommt. Die Waage zieht nur nach unten, auf der anderen Seite liegt nichts mehr in der Schale, was ausgleicht und aufmuntert. Wir brauchen die Gemeinschaft. Das ist selten so durchdringend klar geworden, wie in dieser Zeit der Isolation durch die Pandemie. Dazu gehört vielleicht auch der Ärger über den hustenden Nachbarn im Konzert, das störende Rascheln der Chipstüte im Kino und das überlaute Anfeuern, schreien und rufen der Fans in den Sportarenen. Wir sind nicht alleine, wir wollen nicht alleine sein.

Rainer Drexel wurde 1949 in München geboren und lebt heute in Frankfurt.
Philipp Drexel wurde 1987 in Frankfurt geborden und lebt heute in Frankfurt

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