Arbeit in der Krise, 2020/2021

Simon Zamora Martin

Arbeit in der Krise

Simon Zamora Martin, 2020/2021

Hintergrund zur Fotoserie

Viel hat die Pandemie bisher verändert. Als die Welt vor einem Jahr plötzlich stillstand, wurde auf einmal sichtbar, welche Arbeit wirklich systemrelevant ist. Wo kommt unser Essen her? Wer bringt es auf unseren Tisch? Wer pflegt unsere Kranken? Und zu welchen prekären Bedingungen müssen diese Menschen arbeiten? Wie ein Brennglas lag die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zum Beginn der Krise auf den „Helden des Alltags“. Der Applaus der ersten Wochen verhallte schnell und wurde abgelöst von Wut der Bejubelten. Das Virus hat aber nicht nur Missstände sichtbar gemacht, sondern spielt auf gesellschaftlicher Ebene auch die Rolle eines Katalysators in einem chemischen Labor. Veränderungen werden beschleunigt. Doch in welche Richtung? Einerseits traten Sektoren der deutschen Arbeiterklasse in Streiks, die seit vielen Jahrzehnten nicht mehr gekämpft hatten. Andererseits nutzen viele Firmen die Krise, um Löhne weiter zu drücken und gewerkschaftlich gut organisierte Teile der Arbeiterschaft zu zerschlagen.

In dem Foto-Text-Essay „Arbeit in der Krise“ greife ich Beispiele auf, wie die Pandemie die Deutsche Gesellschaft verändert.

Ein zentraler Punkt der Arbeit ist das Zusammenspiel zwischen Bild und Text. Schlechte Bildunterschriften führen oft dazu, dass sie die Bedeutung des Fotos kollabieren: Nach dem Lesen hat das Foto kaum noch eine eigenständige Bedeutung, weil der Text diese zu sehr eingeschränkt hat. Die Bildunterschriften in der vorliegenden Arbeit sollen die Bedeutung der Fotos hingegen erweitern. Sie erzählen die nicht sichtbaren Geschichten hinter den Bildern, erzeugen Kontraste zu den Fotos und provozieren. Die gewählte Bildsprache ist auch als Kritik an der visuellen Berichterstattung über die Corona-Krise zu verstehen.

Simon Zamora Martin wurde 1990 in Berlin geborden und lebt heute in Berlin.

© Sämtliche Nutzungsrechte an den abgebildeten Fotografien liegen bei Simon Zamora Martin